"Es braucht einen Kulturentwicklungsplan für das Saarland"

"Es braucht einen Kulturentwicklungsplan für das Saarland"

Eine Einschätzung

Barbara Grech / Onlinefassung: Lisa Huth   27.04.2024 | 13:36 Uhr

Bei der „Leuchtturmförderung“ des Wirtschaftsministeriums geht es für Kulturreporterin Barbara Grech fast ausschließlich um die überregionale Strahlkraft der Kulturprogramme. Die sei beim Weltkulturerbe oder den Musikfestspielen Saar gegeben. Es handele sich aber nur um jährliche Einmal-Finanz-Spritzen.

Die Leuchtturmförderung des Saarlandes sei nichts Verlässliches: In dem einen Jahr gebe es einen warmen Geldregen, im nächsten Jahr herrsche dann finanzielle Dürre in der Festival-Kasse. Damit werde keine nachhaltige Kulturszene im Land gefördert, sagt Barbara Grech. Außerdem bestehe die Gefahr, dass nach Gutsherren-Art „Bonbons“ verteilt würden.

Keine zielführende Förderung im Saarland

Es stelle sich schon die Frage, ob das Festival Encore oder das Bundesfestival Junger Film tatsächlich für Tourismus-Ströme ins Land sorgten. „All diesen Kulturmachern sei das Geld herzlich gegönnt, aber zielführend ist diese Förderung nicht und allenfalls ein Pflaster auf die total unterfinanzierte Kulturszene im Land.“

Es muss, so Barbara Grech, endlich eine auskömmliche, strukturelle Kulturförderung für die ganzen Festivals und freien Träger im Land geben. Etwa so wie für das Staatstheater oder beim deutsch-französischen Festival "perspectives".

Andere sind vor dem finanziellen Abgrund

Dafür müsste man das Geld, das für Kultur im Land da sei, bündeln und ein Förderprogramm aus einem Guss, aus einem Ministerium, auf die Beine stellen. Das mache es für Veranstalter und Träger einfacher und übersichtlicher, an die Gelder zu kommen.

„Die stehen ja immer vor dem finanziellen Abgrund, wenn sie nicht gerade in einem Förderprogramm drin sind.“ Ein Beispiel sei das Theater-Festival Freistil der freien Szene. Das Festival habe in der Corona-Zeit und von sonstigen Förderungen mal profitiert, müsse jetzt aber per Crowdfunding um die nächste Festival-Ausgabe kämpfen.

Expertise und Entschlossenheit vonnöten

„Mit diesem Förderwirrwarr und finanziellen Einmalspritzen kann man keine nachhaltige Kulturszene im Saarland aufbauen. Dafür müsse man natürlich auch Prioritäten setzen und eine aktive Kulturpolitik betreiben. „Eine Bedarfsanalyse machen, was brauchen wir hier, was haben wir schon und wo überschneiden sich die Kulturangebote inhaltlich.“

Barbara Grech fordert eine Art Kulturentwicklungsplan, bei dem dann geförderte Kulturträger auch davon ausgehen können, dass eine strukturelle Förderung über Jahre gewährt wird und man nicht - wie momentan - von der Hand in den Mund und von Almosen der Politik leben muss. „Dafür bräuchte es kulturpolitische Expertise und Entschlossenheit und die ist momentan leider im zuständigen Kulturministerium nicht gegeben.“

Warmer jährlicher Geldregen nur on top

Die Leuchttürme könne es weiter geben, aber eben nicht als Ersatz für eine nachhaltige, inhaltlich begründete Kulturfinanzierung. „Wenn die steht, dann steht auch einem alljährlich warmen Geldregen on top nichts im Wege. Aber eben dann nur als Sahnetupfer oben drauf“.

Ein Thema in der Sendung "Der Nachmittag" auf SR 2 KulturRadio". Das Foto ganz oben zeigt Barbara Grech. (Bildquelle: Pasquale D'Angiolillo)

Artikel mit anderen teilen

Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja