Studenten im Hörsaal (Foto: dpa)

Per Software den Lernerfolg steigern

Kasia Maciaszek   30.05.2015 | 09:38 Uhr

"Backstage" - so heisst die Software, mit der ein Saarbrücker Informatik-Professor die Aufmerksamkeit seiner Studenten gewinnen will. Aus sozialen Netzwerken bekannte Funktionen sollen die Teilnehmer in die Vorlesung einbinden und so der Lernerfolg gesteigert werden. Professor und Studenten zogen eine positive Bilanz.

Universitätsprofessor Bernd Finkbeiner hat es schon lange vermutet, Forscher des Lehrstuhls für Bildungstechnologie und Wissensmanagement an der Saar-Uni haben in einer Untersuchung genau dies bestätigt: Studenten nutzen Laptop, Tablet-PC und Smartphone in der Vorlesung vornehmlich nicht für studentische Tätigkeiten.

Aus sozialen Netzwerken bekannte Funktionen im Hörsaal

 (Foto: SR)

Finkbeiner entschloss sich deshalb die Aufmerksamkeit seiner Studenten anders zu erkämpfen und setzte in seiner Vorlesung erstmals die Software „Backstage“ ein. Entwickelt an der Ludwig-Maximilians-Universität München in Zusammenarbeit mit einer Doktorandin der Universität des Saarlandes, ermöglicht sie den Studenten eine Vielzahl von Funktionen, die sie sonst aus sozialen Netzwerken kennen.

So können sie nicht nur die Folien, mit denen der Dozent den Lehrstoff präsentiert, am Laptop mitverfolgen, sondern unter anderem diese auch anonym kommentieren und mit virtuellen Fragezetteln bekleben. Gleichzeitig können sie über das Programm signalisieren, wenn der Dozent den Stoff zu schnell erklärt. Außerdem sehen sie auch die Fragen ihrer Kommilitonen, können diese selbst beantworten oder zumindest daraufhin bewerten, wie wichtig die Antwort auf diese Frage für den eigenen Lernerfolg ist.

Informatik-Professor Bernd Finkbeiner (Foto:  Manuela Meyer)

„Die Fragen, die von den meisten Studenten als wichtig markiert wurden, kann ich mir während der Vorlesung direkt über Backstage anzeigen lassen und sofort beantworten“, erklärt Finkbeiner. Das sei sehr wertvoll, zumal sich bei über 200 Studenten im Hörsaal viele Studenten nicht trauten, mündlich nachzufragen. Aus dem gleichen Grund nutzt der Informatik-Professor auch die Quiz-Funktion von Backstage.

Ähnlich wie bei der Sendung „Wer wird Millionär“ kann Finkbeiner jederzeit eine Quizfrage einblenden und dafür Antworten vorgeben. Der einzelne Student kann über Backstage die richtige Antwort auswählen, das Gesamtergebnis sieht der Dozent sofort. Auf diese Weise erhält er einen weiteren Hinweis, ob er zur nächsten Lerneinheit voranschreiten kann oder den Stoff nochmals wiederholen soll.

Wiederholte Nutzung der Software denkbar

Sowohl Finkbeiner als auch seine Studenten sind mit der etwas anderen Vorlesung zufrieden. In der anschließend durchgeführten Evaluation gaben 143 von 181 Studenten der Vorlesung in puncto Organisation die Note eins. “Ich werde die Software ganz bestimmt wieder verwenden, wenn ich das nächste Mal eine Vorlesung mit so vielen Teilnehmern halte“, so Finkbeiner. Die Software sei allerdings noch ein Forschungsprototyp, der vor allem aus Dozentensicht noch benutzerfreundlicher gemacht werden müsse. So sei der Aufwand erheblich höher, da zum Beispiel das Quiz sehr sogfältig vorbereitet werden muss.

„Insbesondere das Erfinden “falscher” Antworten ist schwierig, denn die Teilnehmer sollen ja nicht nur merken, dass sie etwas falsch verstanden haben, sondern möglichst genau herausbekommen, wo das Missverständnis lag“, erklärt Finkbeiner. Da in einer typischen Vorlesung aber rund 188 Teilnehmer online sind und ungefähr 59 Postings gemacht werden, sieht sich Finkbeiner in seiner Strategie bestätigt. Mit Hilfe der Software ließen sich die Studenten mitreissen und auch zum mitmachen animieren. "Auch die Kollegen sind interessiert", erklärt Finkbeiner. Mittlerweile werde heftig über die "besten" Lehrmethoden debattiert.

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