Hochwasserlage im Saarland entspannt sich langsam
Die Wasserstände im Saarland sinken wieder. Zwar sind noch viele Einsatzkräfte unterwegs, doch die Situation ist unter Kontrolle.
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"Aktuell gibt es keine kritischen Entwicklungen mehr, obwohl an einzelnen Schwerpunkten noch viele Einsätze laufen", sagte ein Sprecher des saarländischen Innenministeriums der Deutschen Presse-Agentur. Die Pegelstände fallen nahezu überall.
Noch am Vormittag hatte die Hochwasserlage im Saarland erneut Sorgenfalten bei den Menschen verursacht. Trotz einer Regenpause spitzte sich die Situation vielerorts zu. So war der Pegel der Saar wegen des Zuflusses aus der Blies wieder angestiegen.
Das hatte auch Auswirkungen auf die Landeshauptstadt. In Saarbrücken-Güdingen und am St. Johanner Markt in der Innenstadt wurden erneut Straßenzüge überspült und Keller liefen voll.
Für Dienstag sind weitere mögliche Starkregen angekündigt. Allerdings gehen nach Angaben des Hochwasserlagezentrums des Saarlandes derzeit die Wettermodelle von Meteofrance und Deutschem Wetterdienst noch deutlich auseinander, Meteofrance prognostiziert größere Niederschläge auf deutschem Gebiet.
Wasserstand in Kleinblittersdorf steigt teils noch
Auch in Kleinblittersdorf blieb die Situation am Sonntag weiter ernst. In der Nacht wurde erneut die Bereitschaft der Feuerwehr erhöht. Zwar war der Pegel der Saar leicht gesunken, in einigen Straßen stieg der Wasserstand aber weiter. Besonders betroffen waren rund 70 Bewohner an der Elsässer Straße.
Die Häuser waren teilweise nur noch mit Rettungsbooten zu erreichen. In der Straße war mindestens ein Auto überflutet worden. Da die Stromversorgung unterbrochen ist, wurde den Bewohnern eine Notunterbringung angeboten. Gesperrt sind weiterhin auch die Ortsumgehung und seit Samstagnacht auch die B51 nach Auersmacher. Zurzeit wird laut Feuerwehr außerdem über Sperrungen in Bliesgersweiler Mühle beraten.
Blieskasteler Altstadt größtenteils wieder frei
Der Pegel der Saar fällt, allerdings blicken die Einsatzkräfte mit Sorge auf mögliche weitere Wassermassen aus Frankreich. Im Département Moselle gilt nach Angaben des Senders France Bleu teils weiterhin Hochwasseralarm.
In Blieskastel wird die historische Altstadt derzeit vom Wasser befreit. Das Wasser steht noch bis zu 40 Zentimeter hoch. Die beiden Pumpen, die am Samstag ausgefallen waren, funktionieren seit etwa 3.00 Uhr wieder. Allerdings laufen sie nur im Notbetrieb, das heißt, sie bringen noch nicht die volle Leistung. Inzwischen ist das Wasser aus der Altstadt größtenteils weg. Das Abwassersystem soll aber weiter entlastet werden. Aber mit frischen Kräften: Wer in der Nacht im Einsatz war, wird nun abgelöst.
Angespannt ist die Lage auch noch in Bliesmengen-Bolchen. Der Pegel der Blies fällt, einige Häuser sind aber noch immer von Hochwasser umschlossen. Allerdings gab es unerwartete Hilfe: Ein Bus aus dem Ahrtal brachte unter anderem Pumpen mit.
Situation in Mettlach beruhigt sich
In Mettlach hat sich die Lage nach dem Hochwasser etwas entspannt. Der Pegel der Saar fällt und ein größerer Anstieg wird hier vorerst nicht mehr erwartet.
Rund um Mettlach laufen zurzeit die Aufräumarbeiten. Die Sandsäcke werden weggeräumt und die vom Hochwasser überfluteten Straßen und Parkplätze werden vom Schlamm befreit und gereinigt. Auch auf der B51 in Richtung Saarhölzbach hat sich die Saar größtenteils zurückgezogen. Nur am Mettlacher Kreisel muss das Wasser noch weggepumpt werden. Nach Angaben des Mettlacher Bürgermeisters Daniel Kiefer wird es aber noch mehrere Stunden, wenn nicht sogar bis morgen dauern, bis die Straße wieder frei gegeben werden kann.
Außerdem können alle Menschen in der Gemeinde wieder zurück in ihre Wohnungen. Ab Freitagabend wurden in Mettlach und Saarhölzbach jeweils mehr als 200 Menschen wegen des Hochwassers evakuiert.
Arbeiten an Stromversorgung in Neunkirchen
Gute Nachrichten gibt es für die Bewohner von Neunkirchen: Mitarbeiter des Energieversorgers KEW arbeiten zurzeit daran, dass die Stromversorgung in Neunkirchen schnellstmöglich wieder hergestellt wird. Laut KEW kann aber noch nicht abgeschätzt werden, wann alle Haushalte wieder mit Strom versorgt werden.
Der Aufwand sei enorm. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen alle Häuser besichtigen, um zu überprüfen, ob die Elektroinstallation noch intakt ist. Sollte das nicht so sein, muss ein Elektroinstallateur verständigt werden, der den Schaden behebt. Das könne einige Zeit in Anspruch nehmen.
ASB bietet Bautrockner an
Im Stadtteil Hangard seien die Arbeiten inzwischen abgeschlossen. Nur vereinzelte Haushalte haben noch keinen Strom, da hier die jeweilige Elektroinstallation durch das Wasser beschädigt worden ist. Derzeit versuche man, auch die Stromversorgung für Wiebelskirchen, Wellesweiler und Neunkirchen City wiederherzustellen.
Beim Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) in Neunkirchen sind in der Nacht 209 Bautrockner angekommen. Diese können zwischen 9.00 und 17.00 Uhr beim ASB an der Flotowstraße kostenlos ausgeliehen werden. Auch in Saarbrücken können ASB-Bautrockner ausgeliehen werden, zwischen 12.00 und 15.00 Uhr am ZKE-Werksgelände an der Schillstraße 65.
Aumann: Müssen resilienter werden
Neunkirchens Oberbürgermeister Jörg Aumann (SPD) sagte am Sonntag in Wellesweiler, man könne die Bürger dank bürgerschaftlichen Engagements inzwischen recht gut versorgen. Er sei stolz auf die ehrenamtlichen und professionellen Helfer.
Allerdings mahnte Aumann für die Zukunft auch nötige Veränderungen bei der Infrastruktur an, um sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen. „Wir müssen in Zukunft noch hochwasserresilienter werden“, sagte Aumann dem SR. „Und wir müssen uns einfach anders aufstellen. Zum Beispiel in der Innenstadt liegen unsere ganzen Transformatoren für die Energieversorgung eigentlich viel zu tief. Wir müssen dahin kommen, dass wir uns da krisenfester machen.“
Die Stadtautobahn A620 nach Angaben der Autobahn GmbH zwischen Völklingen-City und Saarbrücken-Gersweiler bleiben noch gesperrt. In der Nacht gereinigte Bereiche an der Anschlussstelle Gersweiler waren wieder überflutet worden. Am Mittag wurde der Abschnitt zwischen Gersweiler und Luisenthaler Brücke freigegeben.
Leichte Besserung in Gersheim
Die Lage in Gersheim ist weiterhin kritisch. Nach Angaben der Gemeinde sind allmählich aber erste Anzeichen einer Besserung zu erkennen. Der Wasserstand sei in der Nacht um etwa 39 Zentimeter gefallen. Die Einsatzkräfte seien aktuell vor allem damit beschäftigt, Kellerräume auszupumpen.
Die L102 ist zwischen Gersheim und Medelsheim wegen Unterspülungen bis auf Weiteres gesperrt. Die Ortsdurchfahrt Gersheim-Mitte ist inzwischen wieder befahrbar, allerdings bleibt die Brücke in Gersheim gesperrt. Die Brücken in Herbitzheim und Bliesdahlheim sind wieder geöffnet.
In der Gemeinde Mandelbachtal sinken die Pegel derzeit leicht. Ein Abpumpen vollgelaufener Keller ist aber nach Gemeindeangaben erst möglich, wenn sie noch weiter zurückgehen. Eine am Freitag vermisste Frau mitsamt Kind, die zwischen Oberwürzbach, Ommersheim und Heckendahlheim gesucht worden war, wurde unversehrt zuhause aufgefunden.
THW beseitigt Erdmassen in Fechingen
Auch in Fechingen laufen nach dem Starkregen die Aufräumarbeiten. Der THW entfernt an der Heringsmühle in Fechingen Erdmassen, die sich am Freitagabend durch den Dauerregen vom Hang gelöst hatten. Die Straße war seitdem gesperrt.
Finanzministerium sichert Steuererleichterungen zu
Das saarländische Finanzministerium hat unterdessen mitgeteilt, dass es für Hochwasserbetroffene Steuererleichterungen geben soll. „Die saarländischen Finanzämter wurden vor diesem Hintergrund angewiesen, mit sofortiger Wirkung gegenüber den Geschädigten im Rahmen der gegebenen steuerlichen Möglichkeiten Erleichterungen anzuwenden“, erklärte Finanzminister Jakob von Weizsäcker (SPD).
Man stehe bereits in Kontakt mit dem Bundesfinanzministerium, um einen „Katastrophenerlass“ zu erarbeiten, in dem unter anderem Stundungen von Steuerzahlungen sowie weitere Billigkeits- und Vereinfachungsregelungen enthalten sein sollen.
LKW-Verbot außer Kraft gesetzt
Aufgrund der aktuellen Hochwasserlage im Saarland ist das Verbot für LKW über 7,5 Tonnen an Sonn- und Feiertagen bis auf Weiteres außer Kraft gesetzt.
Die Polizei, die Autobahn GmbH und der LVS wurden bereits über die aktuelle Regelung informiert.
Fahrten der Ostertalbahn fallen aus
Der ergiebige Regen hat auch auf der Zugstrecke zwischen Ottweiler und Schwarzerden zu massiven Schäden geführt. Gleise standen unter Wasser und Hänge sind abgerutscht. Die Aufräumarbeiten laufen. Bis dahin fallen aber die Fahrten des Museumszugs auf der Ostertalbahn des Veranstalters zufolge am Pfingstmontag und 2. Juni aus.
Europäischer Kulturpark bleibt geschlossen
Das Unwetter im Saarland hat auch den Europäischen Kulturpark in Bliesbruck-Reinheim nicht verschont. Die Anlage steht teilweise unter Wasser.
Nach Angaben des Saarpfalz-Kreises bleiben daher die Museen auf der deutschen Seite und die Taverne bis auf Weiteres geschlossen. Auch das Kinderfest am 26. Mai wurde abgesagt.
Hochwasserlage in Rheinland-Pfalz entspannt sich
Auch in Rheinland-Pfalz lassen die Überflutungen nach. Im am stärksten betroffenen Landkreis Südwestpfalz, der an das Saarland angrenzt, gab es gestern nach Angaben des rheinland-pfälzischen Landesamtes für Umwelt ein Jahrhunderthochwasser.
Inzwischen habe das Hochwasser dort ein Ausmaß erreicht, wie es statistisch alle zehn bis 20 Jahre vorkomme, teilte das Amt dem SWR mit. Zur Schadenslage dort lässt sich, genau wie im Saarland, noch nichts Genaues sagen.
Über dieses Thema haben auch die SR info-Nachrichten im Radio am 19.05.2024 berichtet.